Bestimmen Sie die syntaktische Funktion der einzelnen Wörter, indem Sie die Wortfelder in die richtigen Zeilen ziehen.
Helvetii in tertium annum profectionem confirmant. (Gall.1,3,2)
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Die Lektürephase beginnt für die meisten mit folgendem Satz: Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae ...
Er ist leicht zu übersetzen, da die Wortreihenfolge ziemlich genau beibehalten werden kann: Gallien ist im Ganzen geteilt in drei Teile, von welchen den einen die Belger bewohnen ...
Wären alle lateinischen Sätze so leicht gebaut, könnte man auf eine Satzlehre verzichten. Aber bei Caesar stehen auch Sätze wie der folgende: His cum sua sponte persuadere non possent, legatos ad Dumnorigem Haeduum mittunt, ut eo deprecatore a Sequanis impetrarent.
Bloßes Aneinanderreihen gelernter Vokabeln ist in diesem Fall nicht möglich, da z.B. der Kasus und das Genus von his zunächst unklar sind, die Wortart von cum erst erschlossen werden muss und impetrare hier anders als meistens und in den Schulbüchern gebraucht ist. Erst wenn man die Regeln des lateinischen Satzbaus kennt, kann man diesen sowie grundsätzlich alle Sätze übersetzen und sogar die Bedeutung vieler Vokabeln erschließen.
Sätze bestehen im Lateinischen wie im Deutschen aus vier Grundelementen, die in dieser Grammatik als Wachstafeln dargestellt sind: Prädikat, Subjekt, Objekt und Adverbiale. Sie unterscheiden sich durch ihren inhaltlichen Beitrag zum Sinn eines Satzes.
Bestimmen Sie die syntaktische Funktion der einzelnen Wörter, indem Sie die Wortfelder in die richtigen Zeilen ziehen.
Helvetii in tertium annum profectionem confirmant. (Gall.1,3,2)
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Wörter und Wortgruppen lassen sich jedoch nicht nur durch ihren inhaltlichen Beitrag zu einem Satz beschreiben, sondern auch durch ihre Beziehung zu einander. Völlig unabhängig ist immer das finite Verb eines Hauptsatzes. Bereits das Subjekt hängt aber vom Prädikatsverb ab, denn die Gestalt des Subjekts kann vom Prädikatsverb bestimmt werden (z.B. legt piget fest, dass das Subjekt aus einem Infinitiv, AcI oder Nom.Sg. eines Pronomens bestehen muss). Auch Objekte sind immer vom Prädikatsverb abhängig (z.B. bedingt oblivisci ein Genitivobjekt, favere ein Dativobjekt, videre ein Akkusativobjekt und uti ein Ablativobjekt). Selbst Adverbialien, die aufgrund ihrer Bedeutung zunächst freie Angaben zu sein scheinen (z.B. in oppido), erweisen sich bei einem Blick auf das Verb häufig als (notwendige) Ergänzungen desselben (z.B. Habitamus in oppido). Solche vom Prädikat abhängigen "Ergänzungen" sind in der Wachstafelngrammatik durch zwei Schnüre zum Prädikat gekennzeichnet. Die Zahl und Form der Ergänzungen eines Verbs wird als seine "Valenz" bezeichnet.
Wenn man beim Übersetzen lateinischer Texte den Überblick verliert, weil z.B. der Autor die Wortreihenfolge eher nach Stilmitteln oder metrischen Regeln als nach der Alltagssprache gewählt hat, ist zu empfehlen, zunächst das finite Verb zu suchen und dann seine Ergänzungen. Dabei kann man häufig von den deutschen Bedeutungen der lateinischen Verben ausgehen, also z.B. nach dare / geben Ergänzungen auf die Fragen "wer?", "wem?" und "was?" erwarten. Ergänzungen lateinischer Verben, die von denen ihrer deutschen Äquivalente abweichen, werden bei den Vokabeln stets angegeben (z.B. oblivisci mit Gen. - vergessen; persuadere mit Dat. - überreden, überzeugen; cavere mit Akk. - sich hüten vor, fungi mit Abl. - verwalten), so dass bei diesen Verben die Ergänzungserwartung nur gelingen kann, wenn die Ergänzungskasus mitgelernt wurden.
Bei manchen Verb-Präposition-Substantiv-Kombinationen ist unklar, ob es sich bei der Präposition mit Substantiv noch um eine freie Angabe oder schon um eine Verbergänzung handelt (z.B. pugnare cum hostibus). Im Hinblick auf das Übersetzen ist es in solchen Zweifelsfällen grundsätzlich sinnvoll, die Präpositionen mit Substantiv als Ergänzung zu verstehen, damit man bei solchen Verben eine entsprechende Ergänzungserwartung entwickelt.
Bestimmen Sie Abhängigkeiten zwischen den Wörtern, indem Sie die Wortfelder in die richtigen Zeilen ziehen.
Caesar tres legiones ex hibernis educit. (Gall.1,10,3)
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Würde jedes Satzglied nur aus einem Wort bestehen, wäre ein Satz mit Subjekt, Prädikat, Objekt und Adverbiale genau vier Wörter lang. Sätze bestehen aber oft aus viel mehr Wörtern. Das liegt entweder daran, dass ein Satz mehrere Exemplare eines Satzglieds enthält (z.B. Peter und Paul) oder dass ein Satzglied aus mehreren Teilen besteht (z.B. Pauls Freund).
Wenn ein Satzglied aus mehreren Teilen besteht, sind entweder alle Teile gleich wichtig (z.B. "wer das gemalt hat" als Subjekt oder "ist ein Künstler" als Prädikat") oder es gibt einen Satzgliedkern, der syntaktisch wichtiger als die anderen Teile des Satzglieds ist (z.B. ist "Sonne" der Kern des Satzglieds "die goldene Sonne").
Ein mehrteiliges Prädikat kann aus einer analytischen Verbform bestehen (ist gelobt worden) oder aus einem Form- und Sinnträger (ist ein Künstler). Ein mehrteiliges Subjekt, Objekt oder Adverbiale kann aus einem Nebensatz bestehen oder einen nominalen Kern mit Attribut (meistens ein Adjektiv) bzw. präparativem Element (Pronomen oder Adverb) enthalten.
Im Deutschen und im Lateinischen kann ein Prädikat aus mehreren Wörtern bestehen, weil entweder eine Verbform geteilt wurde (analytische Verbform, z.B. ist gelobt worden) oder ein Verb so inhaltsschwach verwendet wird, dass es einen zusätzlichen Sinnträger braucht (z.B. ist freundlich, stellt in Rechnung, schlägt Alarm).
Verben können grundsätzlich inhaltsschwach sein (z.B. sein, müssen, dürfen, wollen, anfangen, aufhören) oder nur in einem konkreten Satz inhaltsschwach gebraucht werden (z.B. in Rechnung stellen, aber: eine Vase in den Schrank stellen). In beiden Fällen wird die finite Form des Verbs durch ein Wort oder eine Wortgruppe ergänzt, die den Sinn des Prädikats trägt. Meistens ist dies ein Gleichsetzungskasus (z.B. Marcus est fortis; Vocat te amicam), es kann aber auch ein Adverb (z.B. bene accidit), ein Substantiv (z.B. gratias agere) oder eine Präposition mit Substantiv (z.B. in numero habere) sein. In der Wachstafelngrammatik heißen diese sinngebenden Bestandteile eines Prädikats "Sinnträger", da der traditionelle Begriff "Prädikatsnomen" gewöhnlich nur die Gleichsetzungskasus umfasst.
Ein Wort oder eine Wortgruppe, welches bzw. welche ein Nomen, substantiviertes Verbalnomen oder (selten) Adverb erläutert, heißt Attribut. Da ein Attribut nur ein Satzgliedteil ist, steht es – wie der Sinnträger eines Prädikats – zusammen mit seinem formalen Bezugswort in einer Wachstafel.
Der Bezug eines Attributs zum erläuterten Nomen ist formal meistens erkennbar. Dabei ist das Maß der Kongruenz je nach Attribut unterschiedlich:
Im Deutschen verwenden wir manchmal den Platzhalter es, um z.B. einen dass-Satz an das betonte Satzende stellen zu können (Es freut mich sehr, dass Sie mir die Ehre eines Besuchs erweisen.). Grammatisch ist ein solcher Platzhalter nicht erforderlich (Dass Sie mir die Ehre eines Besuchs erweisen, freut mich sehr.) In gleicher Weise gibt es im Lateinischen Pronomina und Adverbien, die – selbst völlig inhaltsleer – lediglich auf ein Wort oder eine Wortgruppe hinweisen. Sie heißen "präparative Pronomina" und "präparative Adverbien" und stehen in der gleichen Wachstafel wie das, worauf sie verweisen.
Präparative Pronomen verweisen z.B. auf einen AcI, einen Ablativus absolutus oder einen Kausalsatz des faktischen Inhalts, präparative Adverbien z.B. auf einen Kausalsatz des Grundes, einen Konsekutivsatz der Folge oder einen Temporalsatz.
Satzglieder oder Satzgliedteile bestehen häufig aus Nebensätzen. Deren Satzglieder werden in der Wachstafelngrammatik immer dann „Binnensatzglieder“ genannt, wenn sie von den Satzgliedern im übergeordneten Satz deutlich unterschieden werden sollen. Graphisch sind Binnensatzglieder als Wachstafeln in den Wachstafeln dargestellt. Um die Binnenstruktur eines Satzglieds zu sehen, klickt man auf die blaue Schrift.
Von Binnensatzgliedern kann man auch bei allen Verbalnomina sprechen, wenn sie in irgendeiner Weise erweitert sind: Da sich der erweiterte Infinitiv, die erweiterten nd-Formen, das erweiterte Partizip und die erweiterten Supina mit Nebensätzen übersetzen lassen, gelten solche erweiterten Verbalnomina als „satzwertige Konstruktionen“ oder „unechte Gliedsätze“. In ihnen gibt es zwar kein finites Verb, aber die vorhandene Verbform übt syntaktisch die Funktion eines Binnenprädikats aus.
Bestimmen Sie die Binnensatzglieder im Relativsatz bzw. AcI, indem Sie die Wortfelder in die richtigen Zeilen ziehen.
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Allobroges, qui trans Rhodanum vicos possessionesque habebant, se ad Caesarem recipiunt. (Gall.1,11,5)
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Caesar hac oratione Lisci Dumnorigem, Diviciaci fratrem, designari sentiebat. (Gall.1,18,1)
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Zwischen der Satzoberfläche, also den konkreten Wörtern eines Satzes, und den Satzgliedern, also Prädikat, Subjekt, Objekt und Adverbiale, unterscheidet man noch eine dritte Ebene der Sprachbetrachtung: die Füllungsarten. Gemeint sind damit Wortarten, satzwertige Konstruktionen und Nebensätze. Da sie die Satzglieder füllen, wie Bienenwachs römische Wachstafeln füllte, sind Füllungsarten in dieser Grammatik als gelbliche Masse dargestellt. Außerdem ist die gesamte Wachstafelngrammatik nach Füllungsarten gegliedert.