Lateinische Wachstafelngrammatik

Das Zahlwort

Wie im Deutschen gibt es auch im Lateinischen Grundzahlen (eins, zwei, drei), Ordnungszahlen (der erste, der zweite, der dritte) und Vervielfältigungszahlen (einfach, zweifach, dreifach). Eine Besonderheit des Lateinischen sind jedoch die Verteilungszahlen (je einer, je zwei, je drei).

 

Grundzahl („Kardinalzahl“)

Eine Grundzahl erläutert gewöhnlich adjektivisch ein Substantiv hinsichtlich seiner Anzahl, sie kann aber auch substantivisch gebraucht werden. Von den Grundzahlen sind 1 bis 3, die Vielfachen von 100 (aber nicht centum selbst) und die Vielfachen von 1000 (aber nicht mille sebst) deklinierbar.

Quaestor Cn. Papirio consuli fuisti abhinc annos quattuordecim.
Du warst vor 14 Jahren Quaestor des Konsuls Gnäus Papirius.
[Verr.2,1,34]
 
Grundzahlen
unus, una, unum ein, eine, ein
duo, duae, duo zwei
tres, tria drei
quattuor usw. vier
Zusammengesetzte Grundzahlen
Grundzahlen werden einfach zusammengestellt, wobei zuerst die größere steht (z. B. viginti una). Bis 100 können sie auch mit et verbunden werden, doch steht dann zuerst die kleinere (z. B. una et viginti).
Adjektivisches mille und substantivisches milia

Der indeklinable Singular mille steht im Nominativ und manchmal im Akkusativ substantiviert mit Genitivus totius, in den anderen Kasus wie ein indeklinables Adjektiv bei seinem Bezugswort.

Der deklinable Plural milia, milium dagegen steht gewöhnlich substantiviert mit Genitivus totius, wenn das Bezugswort unmittelbar folgt. Wenn das Bezugswort nicht unmittelbar folgt und bei Münz- und Maßsubstantiven kann milia jedoch attributiv verwendet werden.

Interea Commius reliquique duces cum omnibus copiis ad Alesiam perveniunt et non longius mille passibus ab nostris munitionibus considunt.
[Gall.7,79,1]
Unterdessen gelangten Commius und die übrigen Heerführer mit allen Kriegsscharen nach Alesia und ließen sich nicht weiter als eine Meile von unseren Schanzanlagen entfernt nieder.
Tandem vulneribus defessi et pedem referre et, quod mons suberat circiter mille passuum, eo se recipere coeperunt.
[Gall.1,25,5]
Endlich waren sie von ihren Wunden erschöpft. Deshalb begannen sie zurückzuweichen und, weil ein Berg nur ungefähr eine Meile entfernt lag, sich dorthin zurückzuziehen.
Ita iter fecerunt, ut inter novissimum hostium agmen et nostrum primum non amplius quinis aut senis milibus passuum interesset.
[Gall.1,15,5]
So zogen sie weiter, dass zwischen der Nachhut der Feinde und unserere Vorhut nicht mehr als fünf oder sechs Meilen Abstand war.
Duo milia quingenti milites pugnant. Zweitausendfünfhundert Soldaten kämpfen.
Decem milia talenta Gabinio sunt promissa.
[Rab.Post.21]
10.000 Talente wurden Gabinius versprochen.
 

Ordnungszahl („Ordinalzahl“)

Eine Ordnungszahl erläutert gewöhnlich wie ein Adjektiv ein Wort hinsichtlich seiner Position in einer Menge, sie kann aber auch substantiviert gebraucht werden. Ordnungszahlen sind deklinierbar.

Tertiam partem incolunt Celtae.
Den dritten Teil bewohnen die Kelten.
[Gall.1,1,1]
 
Ordnungszahlen
primus, a, um der erste, die erste, das erste
secundus, a, um der zweite, die zweite, das zweite
tertius, a, um der dritte, die dritte, das dritte
quartus, a, um usw. der vierte, die vierte, das vierte
Zusammengesetzte Ordnungszahlen

Auch Ordnungszahlen werden einfach zusammengestellt, wobei zuerst die größere steht (z. B. millesimus sescentesimus duodequinquagesimus – der 1648). Bis 100 können auch sie auch mit et verbunden werden, doch steht dann zuerst die kleinere (z. B. tertio et trigesimo anno - im Alter von 33 Jahren).

Jahresangaben mit Ordnungszahlen

Im Lateinischen werden, anders als im Deutschen, Jahresangaben mit Ordnungszahlen gebildet.

Q. Fabius - tertio hic anno ante consul fuerat - princips in confertos Veientes iit.
[Liv.2,46,4]
Quintus Fabius - er war vor zwei Jahren Konsul gewesen - drang als erster auf die dichtgedrängten Reihen der Leute von Veji ein.
Macedo Alexander, cum ab ineunte aetate res maximas gerere coepisset, nonne tertio et tricesimo anno mortem obiit?
[Phil.5,48]
Starb Alexander aus Makedonien, obwohl er seit seines Lebens größte Taten vollbracht hatte, nicht im Alter von 33 Jahren?
Potestatem (censoris) minuere, quo minus de moribus nostris quinto quoque anno iudicaretur, nemo conatus est.
[Pis.10]
Niemand hat gewagt, die Macht des Zensors einzuschränken, dass er gemäß unserer Tradition alle vier Jahre beurteilt wird.
 

Vervielfältigungszahl („Multiplikativzahl“)

Eine Vervielfältigungszahl gibt als Adverbiale die Häufigkeit einer Prädikatshandlung an. Von Dichtern werden manchmal mit attributiv verwendeten Vervielfältigungszahlen Grundzahlen gebildet (z.B. ter deni für 30). Vervielfältigungszahlen sind nicht deklinierbar.

De Valerio Procillo ter sortibus consultum est.
Bezüglich Valerius Procillus wurde dreimal mit Runen Rat eingeholt.
[Gall.1,53,7]
 
Vervielfältigungszahlen
semel einmal
bis zweimal
ter dreimal
quater viermal
quinquies fünfmal
decies; centies; millies zehnmal; hundertmal; tausendmal
   
Merkspruch:
Semmel biß der Kater.

semel bis ter quater
 

Verteilungszahl („Distributivzahl“)

Eine Verteilungszahl bezeichnet adjektivisch die Größe von gleichen Teilmengen. Verteilungszahlen sind deklinierbar.

Caesar singulis legionibus singulos legatos praefecit.
Caesar gab je einer Legion je einen Legaten als Befehlshaber.
[Gall.1,52,1]
 
Verteilungszahlen
singuli, ae, a je einer, je eine, je eines
bini, ae, a je zwei
terni, ae, a je drei
quaterni, ae, a je vier
quini, ae, a je fünf
deni, ae, a; centeni, ae, a je zehn; je hundert

 

Übung 9: Zahlwörter übersetzen
Ziehen Sie die passenden Zahlen in die Lösungsfelder.

Plebei Romanae viritim HS trecenos numeravi ex testamento patris mei et nomine meo HS quadringenos ex bellorum manibiis consul quintum dedi. Iterum autem in consulatu decimo ex patrimonio meo HS quadringenos congiari viritim pernumeravi et consul undecimum duodecim frumentationes frumento privatim coempto emensus sum et tribunicia potestate duodecimum quadringenos nummos tertium viritim dedi. Quae mea congiaria pervenerunt ad hominum millia numquam minus quinquaginta et ducenta. Tribuniciae potestatis duodevicensimum, consul XII, trecentis et viginti millibus plebis urbanae sexagenos denarios viritim dedi. [R.Gest.div.Aug.15]

Der römischen Plebs habe ich Mann für Mann je dreihundert Sesterzen ausgezahlt auf Grund des Testaments meines Vaters und in meinem Namen je vierhundert Sesterzen aus Mitteln der Kriegsbeute, als ich zum fünften Mal Konsul war (29 v.Chr.), gegeben. Erneut aber habe ich in meinem zehnten Konsulat (24 v. Chr.) aus meinem Erbgut je vierhundert Sesterzen Spende Mann für Mann ausbezahlt und, als ich zum elften Mal Konsul war (23 v. Chr.), zwölf Getreidespenden ausgeteilt, wobei das Getreide auf meine Kosten gekauft worden war und, als ich zum zwölften Mal die tribunicia potestas inne hatte (12 v.Chr.), je vierhundert Sesterzen zum dritten Mal Mann für Mann gegeben. Diese meine Geldspenden erreichten niemals weniger Menschen als zweihundertfünfzigtausend . Als ich die tribunicia potestas zum achtzehnten Mal innehatte und zum zwölften Mal Konsulat war (5 v.Chr.), habe ich dreihundertzwanzigtausend Angehörigen der römischen Plebs je sechzig Denare Mann für Mann gegeben.